Am Anfang waren die deutschen Einheiten überrascht, wenn es um das Ausmaß des Aufstands geht. Aber gleich danach gingen sie zur plangemäßen Operation über, dem Aufstand ein Ende zu setzen. Vorrangig wollten sie Durchgängigkeit auf wichtigsten Landverkehrsverbindungen wiederherstellen und das Aufstandsgebiet in kleine Bereiche teilen. Verstärkt wurden Streitkräfte an den Brücken und am Ufer der Weichsel. Danach begann man, den Aufstand in einzelnen Stadtvierteln aufzulösen.
Als erstes fiel die Wahl auf den Stadtteil Wola, der dank dem Lied der Aufständischen unter dem Titel „Michla Schlösschen" bekannt war. Dort haben gekämpft die berühmtesten Bataillons „Zośka" und „Parasol-Regenschirm". Beide bestanden aus Jugend, die ideologisch in der konspirativen Pfadfinderbewegung „Graue Reihen" geschult wurde.
Pfadfinder aus dem Bataillon „Zośka" haben am 2. August zwei deutsche Panzerkampfwagen „Panther" eingenommen, welche dann 10 Tage lang aufständische Aktivitäten in Wola unterstützt haben. Deutsche Angriffe haben Aufständische letztendlich gezwungen, Wola zu verlassen und in die Altstadt hinüberzugehen. Dieser Stadtteil wurde gleich das nächste Ziel der Invasion.
Nach schweren Kämpfen gelangten die in den letzten Widerstandspunkten umkreisten Aufständischen am 2. September durch Abwasserkanäle zu anderen Stadtvierteln, wo es noch gekämpft wurde. 800 Aufständische gingen nach Żoliborz und weitere 4500 in die Stadtmitte über. In der Altstadt blieben circa 2500 verletzte Aufständische und 35 000 Zivilisten, unter denen 5 000 verwundet waren. Nachdem die Deutschen die Altstadt erobert hatten, brachten sie Verletzte um und nach einer Jagd nach Aufständischen vertrieben sie die übrigen Einwohner, Juden und junge Frauen aus der Stadt.
Im September konzentrierten sich die Aufständischen einerseits auf der Erhaltung immer noch beherrschter Territorien, andererseits auf der Erringung des Zugangs zur Weichsel. Am rechten Ufer des Flusses stationierten polnische Einheiten der Berling-Armee, gleich neben der Sowjetischen Armee. Polnische Truppen haben vom 16. bis zum 19. September mehrfach versucht, den Aufständischen zu helfen.
Die Untergrundkämpfer haben mit großer Mühe ein kleines Stück Land im Stadtviertel Czerniaków kontrolliert, damit polnische Einheiten dorthin landen konnten. Zu dieser Aktion wurden 2 Infanterie-Regimente der Polnischen Volksarmee geschickt, die aber große Verluste bei der Flussüberquerung erlitten. Deswegen haben die Gruppen, die letztendlich den Aufständischen anschlossen, die Situation am linken Flussufer nicht verbessert.
Am 23 September, nach fast einem Monat heftiger Kämpfe um jedes Gebäude und jeden Hof, ist es den Deutschen gelungen, den Brückenkopf der polnischen Revolutionären an der Weichsel zu liquidieren. Die Situation der Aufständischen wurde hoffnungslos, umso mehr, dass es dramatisch an Lebensmitteln, Munition, Gewehr und sogar Wasser gefehlt hat. Angesichts dem Mangel an konkreten Handlungen seitens der sowjetischen Armee, ruhte die letzte Hoffnung auf die Hilfe aus dem Westen. Es war möglich nur durch den Luftweg. Im August und im September haben alliierte Flugzeuge 280 Flüge mit Abwürfen von Lebensmitteln durchgeführt. Man hat 240 Tonnen Bewaffnung und Wundverbände abgeworfen, darunter nur 107 Tonnen fingen Aufständische ab. Am Ende des Aufstands hat die Luftwaffe der Berling-Armee der Abwurfaktion angeschlossen, doch man hat Gegenstände in Beuteln ohne Fallschirme abgeworfen, so wurden sie sehr oft vernichtet.
Trotz der dramatischen Situation und unaufhörlichen Angriffen, sowie Niederlagen in Powiśle und Sadyba, gab es auch aufständische Einrichtungen, die während des ganzes Aufstands die am Anfang eingenommenen Positionen behalten haben. Die sogenannte Schanze von Witold hat den Rang eines Symbols erreicht – das war eine Einrichtung im Gebäude in der Starynkiewicza – Straße 10, geleitet vom berühmten Rittmeister Witold Pilecki. Er war der Mann, der sich freiwillig in Auschwitz gefangen nehmen ließ, um zu prüfen, was eigentlich in einem deutschen KZ-Lager passiert.
Nach 2 Jahren ist er geflohen und hat in den Westen einen Bericht über den deutschen Völkermord geschickt. Während des Aufstandes war Pilecki Soldat der Gruppe „Chrobry II", die meistens aus Mitgliedern der zweitgrößten polnischen konspirativen Militärorganisation von Nationalen Streitkräften bestand. Diese Einrichtung hat man bis Ende des Aufstands behalten. Mit dem Eintritt in die aufständische Armee hat Pilecki den Befehl seiner Vorgesetzten gebrochen. Das Kommando der Heimatarmee hat die Notwendigkeit des Kampfes gegen die Sowjets, die nach dem Sieg über Deutschland Polen besetzen werden, vorausgesehen und im Frühling 1944 hat eine tief versteckte Organisation unter dem Namen „Nie" ins Leben gerufen. Diese Organisation war zum Kampf gegen die Sowjets vorgesehen. Ihre Mitglieder durften am geplanten antideutschen Aufstand nicht teilnehmen, die Mehrheit hat aber das Verbot bagatellisiert.
Warum?
Vor allem muss man sich daran erinnern, dass die Heimatarmee dazu gegründet wurde, damit sie im günstigen Moment einen antideutschen Aufstand entfacht. In dem von Menschenjagden, öffentlichen Hinrichtungen und täglicher Demütigung der polnischen Bürger geplagten Land wuchs der Wunsch nach Vergeltung.
Es ist also kein Wunder, dass die Einwohner von Warschau offiziell dachten, dass gerade jetzt der beste Moment für den Ausbruch des Aufstands ist, als der Strom deutscher Flüchtlinge aus dem östlichen Polen in der letzten Julidekade 1944 übergelaufen war. Die Perspektive der wackeligen Besatzungsmachinerie hat verursacht, dass die Warschauer oft die Anordnung der deutschen Macht ignoriert haben. In der Anordnung stand geschrieben, dass 100 000 Stadteinwohner sollen auf Befehl bereit sein, Befestigungen zu bauen.
Nach dieser Anordnung drohten den Leuten blutige Repressionen im Falle, wenn sie sich nicht zur Arbeit melden und die Deutschen entscheiden die Repressionen in die Praxis umzusetzen. Kaum jemand wusste, dass in den letzten Julitagen wurden 4 Elite-Divisionen der Wehrmacht in die Stadt eingebracht wurden, darunter die berühmte Fallschirmdivision „Hermann Göring".
Vor einigen Jahren hat man in London neue Dokumente über die Umstände der Entscheidung von dem Ausbruch des Aufstands in Warschau bekannt gegeben. Das Oberkommando der polnischen Streitkräfte in London hat die Entscheidung getroffen, dass der Aufstand nicht in Warschau ausbrechen darf. Damit es dazu nicht kam, wurde General Leopold Okulicki mit Fallschirm in Polen abgeworfen. Statt die anvertraute Mission zu erfüllen, hat er das Warschauer Kommando der Heimatarmee bewegt, den Aufstand in Warschau und nicht in der Provinz, wie geplant, hervorzurufen.
Nach Informationen in den neuen Dokumenten sollte Okulicki, der 1940 in Łubianka in Moskau inhaftiert wurde, während der Haft im sowjetischen Gefängnis zerbrochen werden und ist der Zusammenarbeit mit dem sowjetischen Geheimdienst eingegangen. 2 Jahre später hat er Russland verlassen, ist in die Anders-Armee eingezogen und wurde prominenter Politiker der Londoner Regierung.
Nach dem Aufstand ist er aus der Gefangenschaft geflohen und wurde Kommandant der Heimatarmee, die er im Januar 1945 aufgelöst hat. Wahrscheinlich ist er in einem sowjetischen Gefängnis 1946 gestorben. War er wirklich sowjetischer Spion? Tatsachen aus seinem Lebenslauf lassen daran zweifeln. Wahrscheinlicher scheint zu sein, dass seine Entschlossenheit, den Aufstand gerade in Warschau hervorzurufen, resultierte vielmehr aus einer falschen Einschätzung der Situation als aus sowjetischen Eingebungen.
Man muss hier daran erinnern, dass der Rundfunk namens Tadeusz Kościuszko, der aus Moskau an das besetzte Polen ausstrahlte, hat in den letzten Julitagen mit folgenden Worten zum Aufstand aufgerufen: „Bevölkerung Warschaus!. Zu Waffen! Setzen sich alle Leute für Landesnationalrat und Warschauer Untergrundarmee ein! Da sollen alle gegen Deutsche schlagen! Kreuzen Sie die Pläne durch, öffentliche Gebäude zu zerstören! Helfen Sie der Roten Armee die Weichsel zu überqueren!
Schicken Sie Nachrichten und zeigen Sie Wege! Eine Million der Einwohner Warschaus soll eine Million Soldaten werden, die den deutschen Angreifer hinausjagen und die Freiheit gewinnen!" Auch dieser Ruf war eine der Ursachen des Aufstandsausbruches. Die Tatsache, dass dazu Kommunisten aufgerufen haben, machte falsche Hoffnungen, dass der Aufstand sich selbst nicht überlassen wird.